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#11 Susanne Probst

Künstlerin

Soul Sister Interview von April 2019

1. Wer bist du und warum bist du hier?

Der Name, der mir gegeben wurde, lautet Susanne. Die Lilie, die Rose, Lotus. Ich bin eine Gestalterin, eine Geschichtenerzählerin, auf dem fliegenden Teppich unterwegs, um Neues zu weben und mich an Orte bringen zu lassen, wo ich verloren Geglaubtes einsammeln darf und Unmögliches möglich wird. Und so übe ich mich im Sein. Ich-Sein, All-Sein, da sein, geduldig sein, Brücke zwischen den Welten sein, im Susanne-Sein, das immer leichter werden darf. Im Hier und jetzt auf diesem Planeten, verbunden mit allem, was es zwischen Erde und dem Himmel so gibt, sichtbar und unsichtbar.

2. Was bedeutet für dich «weibliche Magie»?

Weibliche Magie ist wie ein Tanz. Das Leben umarmend, mit ihm fließend, es fließen lassend. Weniger tun, vielmehr kommen lassen. Flüssig werden, durchlässig, mit offenen Armen empfangend, liebend, warm und dunkel. Und saftig. Ohne Worte. Gegensätze auflösend. Tiefe Einkehr in den endlosen Raum, verbunden mit dem Schoß der Erde und der unendlichen Weite. Alles vereinend im leuchtenden Herzen des großen Mysteriums, das in uns allen gleichermaßen wohnt.

 

3. Wie fühlt sich das an, wenn man dem Ruf seiner Seele folgt? 

Wenn der Ruf meiner Seele mich ereilt, dann dauert es meist ein bisschen bis ich antworte, ich höre etwas, es gibt ein ganz bestimmtes Gefühl, ein Wissen könnte man sagen, oder auch eine Gewissheit darüber, dass das, was sich da zeigt, jetzt dran ist. Manchmal lasse ich es recht lange rufen. Aus Angst meist, etwas falsch verstandenen zu haben, die Kontrolle zu verlieren, und bin dann immer wieder erstaunt, welche Wege die Stimme der Seele findet und an welch ungewöhnlichen Orten sie plötzlich aus heiterem Himmel auftaucht, in Träumen zum Beispiel, sie spricht auch durch andere Menschen, durch Orte und Bücher, die zufällig auf der richtigen Seite aufgeschlagen vor mir liegen. Und irgendwann ist es plötzlich so klar, dass Schritte folgen können. Manchmal wünschte ich mir ich könnte schneller sein, aber es ist auch schön zu wissen, die Seele lässt sowieso nicht locker. Und ist die Entscheidung dann getroffen, welch erhabenes Gefühl folgt dann, kraftvoll, so als ob schon immer alles ganz klar gewesen wäre. Zweifellosigkeit wäre ein Wort dafür, kein in Frage stellen mehr, Lust auf das Unbekannte und Neue und gleichzeitig ein Gefühl von nach Hause kommen. Und die Seele dankt es in jedem Fall.

4. Wie schöpfst du Kraft für deinen Weg?

Reisen ist mein Lebenselixir. Mich auf fremdem Boden zu bewegen, zu erforschen macht mich wieder lebendig, benetzt meine Sinne und mein Herz. Wenn das nicht geht, liebe ich es am und im Wasser zu sein. Der Pazifik ist mein bester Freund. Und wenn der nicht da ist, hilft auch der Schlachtensee in Berlin dabei wie Wasser zu werden. Ansonsten: In der Natur allein sein, mit den Pflanzen zu sprechen, den Boden unter den Füßen zu spüren, mit Bergen zu sein, die Sonne auf der Haut zu haben. Ein Mandala zu legen aus Pflanzen, die ich finde. Ins Feuer zu schauen, etwas zu verbrennen. Und ein gutes, nahrhaftes Essen zuzubereiten. Und manchmal auch eine Pommes am Schlachtensee nach einem Spaziergang mit meiner Seelenschwester.

 

5. Hast du ein tägliches Ritual, um dich selbst zu nähren und wertzuschätzen?

Ich bin ein Kind des Morgens. Ich liebe den Morgen, besonders den frühen Morgen, den ersten Vögeln beim Singen zuzuhören, das fade Morgenlicht zu sehen. Zu spüren, wie ich aufwache, mit was für einem Gefühl in mir. Hallt noch ein Traum nach? Wenn ja, schreibe ich den meist auf. Zur Zeit mache ich morgens Breathwork und eine Kundalini-Kriya. Manchmal sitze ich auch einfach nur in Stille. Meine liebste Zeremonie, auf die ich mich oft schon freue, wenn ich abends ins Bett gehe, ist allerdings, mir mit Zeit und Ruhe mein Frühstück zu machen und es genussvoll zu essen.

6. Was ist deine größte Angst? Was sind deine «magic tools» wenn die Angst kommt?

Meine größte Angst ist die Angst zu scheitern, ausgeliefert zu sein und die Kontrolle zu verlieren. Ich weiß, hinter der Angst liegt meine größte Sehnsucht. Loszulassen, mich hinzugeben, dem Leben zu vertrauen. Es geht also kein Weg an ihr vorbei. Ich muss mich ihr stellen. Übermannt sie mich überraschend, ist das meist dann, wenn sich die große Kraft, die Hingabe beinhaltet, zeigen möchte. Wenn beide da sind, Kraft und Angst sich gegenüberstehen; dann gerate ich in Panik. So versuche ich mehr und mehr, sie zu lieben, diese Angst. Mit ihr zu sein, trotzdem weiter zu atmen. Wir treffen uns manchmal morgens in der Meditation und sprechen ein bisschen, ich versuche sie zu verstehen, ihre Gründe kennenzulernen und als Komplizin zu akzeptieren, mich überraschen zu lassen, wohin wir Hand in Hand geführt werden.

7. Was macht eine starke Frau für dich aus? Nenne 3 Frauen, die dich inspirieren.

Eine starke Frau ist weich und kraftvoll zugleich. Sie weiß, wer sie ist. Ihr Mantra könnte sein: Ich bin die, die ich bin. Sie ist die Herrscherin ihres Raumes. Dieser Raum ist ganz klar und fließend, wie eine Qualle oder ein Octopus immer in Bewegung; sie trägt Sorge für diesen Raum, nimmt ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst, bringt diese zum Ausdruck und steckt die offenen Grenzen dieses Raumes immer wieder neu ab. Sie weiß um ihre Kraft, aus diesem Raum heraus zu erschaffen, sich von hier aus auszudehnen, die Welt mit ihrem Netz zu umspannen, die Formgebende zu sein, voller Leichtigkeit, Lust und Freude.

Drei Role Models. Noch aus Teenagertagen: Denise Huxtable, dafür, den eigenen Kopf zum Ausdruck zu bringen, aus der Rolle zu fallen, sich auf die Suche zu begeben. Georgia O’Keefe für ihre Stärke und Kraft und weil sie die Wüste auch so liebt. Und Tilda Swinton, dafür viele Grenzen zu sprengen und etwas, das ich als Gleichzeitigkeit bezeichnen würde, auszustrahlen. Mann, Frau, Mensch, Wesen.

8. Was können wir Frauen der Welt geben?

Verbundenheit mit allem was ist.

9. Wie stellst du dir eine weise Frau vor? Beschreibe dich in 30 Jahren. Wer schaut Dir entgegen?

Ich sehe Augen, die sanft mit ihrem Blick auf einem ruhen können, die gelernt haben zu sehen, Liebe zu schenken. Ich sehe eine Frau, die um ihr Wissen weiss, die sich nicht verstecken muss in ihrer Lust auf dieses Leben, ihm gegenübertritt und diesem Bekannt-Unbekannten mit Offenheit und Freude begegnet. Tief verwurzelt trägt sie die Ruhe der Berge in sich und die Weite des Himmels. Sie sitzt im heiligen Tal der Incas in einem Garten, umgeben von Kindern und erzählt ihre Geschichte. Sie weiß sowohl um dessen Schönheit als auch den Schmerz, den das Leben mit sich bringt. Und vereint all dies in sich, gibt all dem ein Dach. Wissend, was für eine Ehre es ist, am Leben zu sein, dass das Leben ein Geschenk an sie ist und dass sie ein Geschenk an das Leben ist. Dass sie und das Leben eins sind.

 

10. Welche 3 Inspirationen möchtest du anderen Frauen mit auf ihren Weg geben?

Es gibt gar nicht so viel zu tun. Sich selbst nah sein. In die Tiefe nach Innen gehen, dort verweilen, hineinsinken, alles, was auftaucht in Liebe hüllen und der Stimme, die dort erklingt, folgen.

Danke dass Du Deine Gedanken mit uns teilst!

Susanne Probst bewegt sich zwischen mehreren Feldern. Ursprünglich Designerin, liebt sie es zu berühren (durch Reiki und Ayurvedische Yoga Massagen), mit Ton zu arbeiten und die Welt und ihre Rituale zu erforschen. Es ist ihr ein Anliegen, altes Wissen neu zu vermitteln, die Schönheit und Vielfalt der sie begegnet zu teilen und sinnliche, kreative Erfahrungsräume zu schaffen. susanneprobst.world

Foto: Ewey Kwong

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